Wie ein kleiner Vogel die Welt bewegt

Die Plattform Twitter (Homepage) nutzen etwa 340 Millionen Menschen weltweit (Stand 2020), damit ist sie nur an dreizehnter Stelle unter den sozialen Netzwerken. Doch trotz der vergleichbar kleinen Community nimmt die Plattform eine zentrale Positionen für die Massenmedien ein. Grund dafür sind die starken Multiplikatoren, wie zum Beispiel Politiker und Aktivisten.

„Es ist Ende Juli und echt kalt draußen in New York. Wo zum Teufel ist die Erderwärmung? Wir brauchen dringend was davon. Jetzt heißt das Klimawandel.“ 

Donald Trump auf Twitter, 28. Juli 2014

Dass die Politik des ehemaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump (Wikipedia) manchmal etwas fragwürdig ist lässt sich nicht bestreiten. Doch in Zeiten von Social Media haben es Politiker*Innen wie er nicht mehr sonderlich schwer, schnell einen Tweet zu erstellen und somit Millionen von Menschen, unter anderem seine*ihre Wählerschaft zu erreichen. Oft hat er sich auf der Plattform Twitter mehrfach täglich an die Welt und seine Wähler gewandt und seine Meinung zu oftmals brisanten Themen preisgegeben.

Trump und Pence im Oval Office
Egal ob provokant, aus dem Kontext gezogen oder gar frei erfunden, Trump hat vor und während seiner Amtszeit den ein oder anderen tweet verfasst, der auch Twitter zum Handeln gezwungen hat. (Bildquelle: History in HD on Unsplash)

Während man über einige Tweets manchmal nur schmunzeln konnte, haben manch andere tweets eine angespannte Situation nur noch mehr befeuert. So führte zum Beispiel ein tweet von Donald Trump @realDonaldTrump im Jahre 2017 fast zu der Eskalation eines Atomstreits zwischen den USA und Nordkorea. Damals twitterte Trump, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (Wikipedia) und seine Regierung „nicht mehr lange hier sein“ würden.

Twitter schränkt Funktionen ein

Als 2020 die Neuwahlen des US Präsidenten kurz bevor standen, hatte Twitter dann ein neues Maßnahmenpaket veröffentlicht. Es sollte verhindert oder zumindest erschwert werden, dass Fehlinformationen auf Twitter wild verbreitet werden können. Besonders betroffen von der Maßnahme war die Retweet-Funktion, welche zur Aufforderung führte an stelle dessen einen Zitat-Tweet zu veröffentlichen. Dies sollte dazu führen, dass Nutzer*Innen keine Beiträge mehr ohne eigenen Kommentar weiterleiten können. Auch wurden in der Rubrik „Trends“ nur noch Inhalte mit zusätzlichem Kontext angezeigt. User*Innen, welche fragwürdige tweets lasen, sahen zusätzlich ein Fenster welches alternative Informationen darlegte. Die Maßnahmen traten am 20. Oktober in Kraft und endeten am 8. November, also fünf Tage nach der Präsidentschaftswahl in den USA am 3. November. Letztendlich wurden fast zwei Drittel der tweets des ehemaligen US Präsidenten auch nach der Kampagne verdeckt und mit Warnhinweisen versehen, mit der Begründung, dass die Aussagen nicht der Wahrheit entsprachen. Sie waren somit nicht sofort sichtbar. Trotzdem sollten die Beiträge erhalten bleiben, da sie laut Twitter eine geschichtliche Dokumentation darstellen.

Screenshot von Trump-Tweet mit Warnhinweis von Twitter
Ein Warnhinweis für einen tweet von Donald Trump. So sahen die meisten seiner Tweets aus. (Bildquelle: eigener Screenshot)

Account von Donald Trump dauerhaft „gesperrt“

Doch nach den Ausschreitungen rund um das Kapitol Anfang Januar 2021, entschied sich die Plattform den Account des ehemaligen Staatsoberhauptes für 12 Stunden zu „sperren“. Die Gefahr sei laut Twitter zu groß, dass Trump zu „weiterer Gewalt anstiftet“. Zudem habe er gegen die Richtlinien der Plattform verstoßen und sollte umgehend zwei seiner Tweets löschen. Nur wenige Tage später hat Twitter den Account von Donald Trump „dauerhaft gesperrt“, da weitere Verstöße vorlagen. Auch Facebook (Homepage) hat sich der Reaktion von Twitter angeschlossen und seinen Account für 24 Stunden und dann ebenfalls dauerhaft „gesperrt“.

Reaktion von Donald Trump

Trump warf Twitter daraufhin vor, dass sie ihn und seine Anhänger*Innen „zum Schweigen“ bringen wollen. „Heute Abend haben sich Twitter-Mitarbeiter*Innen mit Demokrat*Innen und der radikalen Linken zusammengetan, um mein Konto von ihrer Plattform zu entfernen, um mich und euch 75 Millionen großartiger Patriot*Innen, die mich gewählt haben, zum Schweigen zu bringen“ schrieb er. Sein Account ist nach wie vor gesperrt.


Doch nicht nur Donald Trump nutzt seine polarisierende Reichweite auf dem Microblog.

 „Ich finde, der Aktienkurs von Tesla ist zu hoch“

Elon Musk auf Twitter, 1. Mai 2020

Auch Elon Musk (Wikipedia), der Tesla (Wikipedia) und SpaceX-Chef (Wikipedia) nutzt seinen Twitter Account um seine meist fragwürdigen tweets zu verbreiten. Nur ein einziger Mensch kann eine Aktie auf dem Markt mit seinem Account @elonmusk (twitter) in die Höhe treiben aber auch zum Fall bringen. 45 Millionen Follower*Innen lesen täglich seine Tweets und lassen sich nahezu mühelos zum Kauf oder Verkauf einer Aktie steuern. Zum Beispiel im Mai 2020: Dort hat er mit seinem Tweet einen kurzeitigen Fall seiner eigenen Aktie ausgelöst.

Elon Musk gilt mit seinem geschätzten Vermögen von 185 Milliarden Dollar als reichster Mann der Welt. Damit ist er reicher als Amazon-Chef Jeff Bezos (Wikipedia).

Innenansicht eines Teslas
Seine Börsenspekulationen bis Tief in die Nacht via Twitter haben manchmal auch negative Folgen für den Tesla-Chef. (Bildquelle: Austin Distel on Unsplash)

Elon Musk will sich aus Twitter zurückziehen

Am 2. Februar 2021 kündigte Elon Musk seinen Rückzug aus Twitter an. Kurz und knapp schrieb er: „Eine Weile weg von Twitter“. Schon früher erzählte er in einem Interview mit der New York Times von psychischen Problemen und dass er ohne Schlafmittel nicht zur Ruhe käme.

Doch schon zwei Tage nach seinem angekündigten Rückzug twitterte der Tesla und SpaceX-Chef wieder fleißig, diesmal über die Kryptowährung „Dodgecoin“. Er äußerte sich an diesem und noch einige Tage später zu dem Doge, twitterte einige Memes und befeuerte somit die Aktie um etwa 59%. Die als Parodie von „Bitcoin“ gestartete Kryptowährung hatte jedoch Anfang Februar nur einen Marktwert von 1,5 US-Cent.

Die Achterbahnfahrt des Dodgecoin

Als Musk am 10. Februar bekannt gab, dass er seinem Sohn X Æ A-XII ein Portfolio angelegt habe, schoss die Aktie erneut in die Höhe. Nach nur fünf Tagen war es wieder genug für den Tech-Milliardär und er trieb seine Follower wieder zum Verkauf der Aktie. Einige Tage später twitterte er wieder positiv über den Dodgecoin. Ende Februar liegt die Aktie bei etwa 5 US-Cent und gilt als Lieblingscoin von Elon Musk.

Reaktion der Börsenaufsicht

Seinen wohl kuriosesten Tweet über seine eigene Aktie twitterte der Tesla-Chef im Jahr 2018. Er kündigte an, dass er seine Aktie ab einem bestimmten Marktwert von der Börse nehmen würde.

„Ich erwäge, Tesla bei 420 US-Dollar zu privatisieren. Die Finanzierung ist gesichert“

Elon Musk auf Twitter, 7. August 2018

Zum Zeitpunkt des Tweets lag die Aktie bei 344 US-Dollar. Auf diesen Bluff fielen viele seiner Follower*Innen und Medien rein, bis zum Ende des Tages stieg seine Aktie um satte 19%. Dieser Wirbel blieb jedoch auch nicht bei der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC unbemerkt. Man warf ihm Irreführung und Marktmanipulation vor und er musste seinen Sitz als Aufsichtsratschef bei Tesla hergeben.


Quellen: