Material
- Einen Stift, den man gut sehen kann (keinen Bleistift; lieber einen Kuli oder bunten Filzstift!)
- Etwas zum darauf schreiben (Papier, Pappe, Schmierzettel, Bierdeckel, Kaugummipapier, alte Kassenzettel etc.)
- Eventuell Klebeband oder Tesafilm, um Papier zu befestigen und vor dem Davonfliegen zu bewahren
- Vielleicht Pappe als Schreibunterlage und einen Faden, um den Stift zu befestigen
- Mut zum Schreiben
- Weitere Menschen: Freund:innen, Bekannte oder noch nicht bekannte Menschen, die auch Lust auf Schreiben haben
- Etwas Geduld, denn es kann etwas Zeit benötigen, bis Leute sich überwinden bzw. trauen zu schreiben
Stift zur Hand und auf!
… das Wichtigste ist der Stift und das Papier bzw. eine Unterlage zum Schreiben. Schreib einen oder mehrere Sätze oder auch nur ein einziges Wort als Anfang bzw. Aufforderung. „Mir fällt nichts ein“ gibt es nicht! Nimm Bezug auf deine Umgebung:
Bist du drinnen oder draußen? Zuhause, im Wald oder in einer Kneipe? Ist es Tag oder Nacht? Wie ist das Wetter, wie ist die Stimmung?
Durch den Ortsbezug sprichst du alle an, die sich ebenfalls an diesem Ort befinden.
Hier kommt ein Beispiel (Du kannst den Text für einen Ort deiner Wahl übernehmen):
„Ein Tag wie jeder andere: ein Baum, der Himmel und die Luft. Ein Tag wie alle anderen: aber heute schreib ich‘s auf!…“
Und darum geht es: Um dich und die anderen. Denn dies hier wird ein Gedicht zum weiterschreiben, ein gemeinsames Gedicht. Du kannst entscheiden, mit wem du dieses Gedicht schreiben willst, indem du dir überlegst, wo du es aufhängst oder hinlegst: In deine WG, die Schule, in ein Café, bei der Uni, an einen Briefkasten. Oder du schiebst deinen Freund:innen, mit denen du gerade gemeinsam am Küchentisch sitzt, kommentarlos einen Zettel zu, auf dem dein Anfangssatz geschrieben steht. Einen Stift schiebst du hinterher – als Aufforderung zum Weiterschreiben reicht das schon!
Strategie-Tipps
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten für Orte, Menschen, Themen. Und das heißt auch unendlich viele Möglichkeiten, wie das Gedicht am Ende aussehen kann.
Man muss sich nicht auf eine davon beschränken. Du kannst verschiedene Gedichtsanfänge verteilen oder die gleichen an verschiedenen Orten aufhängen und schauen was dabei rauskommt! Mit deinen Freund:innen kannst du das die ganze Zeit machen, auch wenn man sich nicht gerade sieht, z.B. in Briefform.
Durch die verschiedenen Möglichkeiten der Orte, entsteht auch verschieden benötigtes Material:
Du möchtest das Gedicht/den Satz/deinen Gedankenfetzen draußen, zum Beispiel an einer Bushaltestelle aufhängen? Dann wäre eine Pappunterlage oder Karton als Unterlage zum Schreiben hilfreich und ein Faden für die Befestigung des Stiftes. Am besten befestigst du das Startblatt mit Klebeband, falls du es nicht zuhause hinlegst oder eben in genau dem Moment in einer Runde Menschen herumgibst, damit es nicht verloren geht.
Du selbst kannst außerdem immer wieder etwas Neues dazu schreiben. Denn durch die Beteiligung weiterer Menschen gibt es immer wieder Input, Ideen und neue Wege des Gedichts.
Es muss kein lyrisches Meisterwerk werden, der Fokus liegt auf Offenheit und Experimentierfreude.
Künstlerische Positionen und Inspirationen
Yoko Ono: Arising, A Call, 2021_Vancouver Art Gallery
„Women from all ages, from all countries of the world, you are invited to send a testament of harm done to you for being a woman.
Write your testament in your own language, in your own words, write however openly you wish. You may sign with your first name if you wish, but do not give your full name.
Send a photograph only of your eyes.
[…].“
(Yoko Ono)
Es hat mich fasziniert, dass dieser Aufruf, so viel Resonanz gefunden hat und nun von so vielen unterschiedlichen Menschen von unterschiedlichen Orten, Texte mit dieser Ausstellung durch die Welt wandern. All diese Texte gehören irgendwie zusammen und sind Teil eines großen Kunstwerkes, das theoretisch immer so fort laufen kann.
Written Art Foundation Bildungsprojekte, Ausstellungen. Symposien Website der Organisation
Hier finde ich es inspirierend, wie Menschen durch Geschriebenes zusammenfinden und kommunizieren können.
Cadavre Exquis eine Methode zum Bsp. im Surrealismus _Wiki/Lexikon
Das Ziel meines Starterkits (ein gemeinsames Gedicht oder ein gemeinsamer Text) wirkt für mich wie jene Cadavre Exquis in schriftlicher Form, da es individuell und ohne Absprache geschieht und sich zu etwas Gemeinsamen entwickelt.